Montag, 10. August 2015

Zeltstadt

Vor zwei Wochen habe ich mir einen potentiellen Kindergarten für nächstes Jahr angesehen. Ich habe mir gleich den ganzen Tag frei genommen und wollte eigentlich zu Hause ordentlich sauber machen (mal so in Ruhe!).
Stattdessen habe ich Kinderschuhe zusammengesucht, Zahnbürsten, -pasta und Windeln gekauft und bin in die #ZeltstaDD gefahren. Unsere Stadt macht sich ja gerade allseits "beliebt". Immer wieder schüttel ich fassungslos den Kopf darüber was es wieder neues zu berichten gibt. Da werden Hotels, in denen Flüchtlinge untergebracht sind, mit Steinen und Buttersäure beworfen, da werden Helfer vom DRK beim Aufbau der Zeltstadt fast angefahren und von überall gibt es laute und leise Proteste. Sie nennen sich gerne mal "besorgte Bürger". Ich sag das eigentlich nie, aber jetzt mal: Es ist so zum Kotzen!!
Da gibt es ganze Familien, die die weite gefährliche Reise auf sich genommen haben, um aus den Misständen ihres Landes zu fliehen. Schon der Entschluss, das zu wagen, hat sie viel Überwindung gekostet. Wer verlässt schon gerne seine Heimat? Endlich kommen sie in einem "sicheren" Land an, wollen aufatmen und werden von unserer "herrlichen" Willkommenskultur" begrüßt. Steine fliegen. Vielen Dank!

Ich bin fassungslos, dass es hier bei uns so viel Hass auf Ausländer gibt, der sich manifestiert. Wie dankbar bin ich, dass es doch auch andere Stadtbewohner gibt, die Taschen voller Spenden packen oder vor Ort mit anpacken. Ich habe auch das dringende Bedürfnis zu helfen.Aber selbst diese Hilfe ist nur ein Tropfen auf einem heißen Stein. Zwei Tage habe ich stundenweise geholfen Kleidung zu sortieren und an Flüchtlinge zu verteilen. Ich habe mir extra Urlaub genommen, um diesen Menschen ein klitzeklein wenig zu helfen. Ich weiß nicht, wieviel von meiner Hilfe ankam. Man kann eigentlich sagen, dass in der #Zeltstadd Chaos herrschte. Die Menschen stehen zu lange für ihre Mahlzeiten an. In den Zelten werden 30 Menschen auf engsten Raum untergebracht. Es gab Dixieklos, die schon von außen stanken. Nirgends habe ich fließend Wasser oder die Möglichkeit sich zu waschen gesehen. Die Verteilung der Kleidung, Schuhe und Spielzeug war völlig unorganisiert und wurde von freiwilligen Helfern, die jeweils nur ein paar Stunden da waren getragen. Die Spenden waren da, aber sie kamen einfach nicht bei den Flüchtlingen an. Es fehlte an einer Strategie.
So sieht es aus in Deutschland. Applaus für unsere Ordnungsliebe und unser Organisationstalent. Ich bin wirklich erschüttert und entäuscht und schäme mich für meine Heimat.